Die verzauberten Bleistifte

In einem kleinen Schreibwarenladen, zwischen vielen Stiften, Tinten und Farben, stand eine abgenutzte Holzkiste voller bunter Bleistifte. Es waren keine gewöhnlichen Bleistifte; der Ladenbesitzer selbst hatte sie hergestellt und mit Magie verzaubert. Sobald jemand die Schachtel öffnete, erwachten die Bleistifte zum Leben und konnten sogar sprechen!

Es waren Bleistifte in außergewöhnlich schönen Farben, jeder in einem anderen Farbton: schwarz, weiß, zitronengelb, orange, rot, pink, lila, dunkelblau, hellblau, dunkelgrün, hellgrün und braun, um nur einige zu nennen. Aber so schön sie auch waren, so hässlich waren sie auch in ihrem Verhalten zueinander. Jeder Bleistift glaubte, dass seine Farbe die schönste der Welt sei. Sie sahen sich gegenseitig herab und lobten nur sich selbst. Daher verkaufte der Ladenbesitzer sie viel billiger als die anderen Bleistifte, aber niemand wollte streitsüchtige Buntstifte in seinem Haus haben, also wurden sie immer wieder in den Laden zurückgebracht.

Liza war ein kleines Mädchen aus einer armen Familie, das gerne zeichnete, aber ihre Eltern konnten sich keine Buntstifte leisten. Auf dem Heimweg von der Schule machte sie immer einen Umweg zum Schreibwarenladen und starrte sehnsüchtig auf die Schachtel mit den Buntstiften im Schaufenster. Eines Tages war Liza traurig, als sie sah, dass die Schachtel nicht mehr an ihrem Platz war. Niedergeschlagen ging sie weiter, aber dann rief der Ladenbesitzer ihr nach. "Ich sehe, du magst die Bleistifte sehr, und da sie niemand kaufen will, schenke ich sie dir. Aber du musst mir versprechen, dass du sie nicht zurückbringst und viele schöne Bilder damit zeichnest!" Liza nickte glücklich, bedankte sich bei dem Ladenbesitzer und rannte nach Hause, um so schnell wie möglich mit dem Zeichnen zu beginnen.

Als Liza die Schachtel öffnete, war sie verblüfft, als sie statt der üblichen Schulbleistifte eine laute und murrende Gruppe vorfand:

"Grün ist definitiv die schönste Farbe! Hellgrün!"

"Oh, komm schon, jeder weiß, dass Dunkelgrün am schönsten ist!"

"Hör auf, Orange ist die beste Farbe überhaupt!"

Erschrocken schlug Liza den Deckel der Schachtel zu und versuchte, sie unter ihren Schrank zu schieben. Aber die Worte des Ladenbesitzers kamen ihr wieder in den Sinn und sie fasste Mut. "Ich liebe es zu zeichnen! Und das sind Bleistifte! Ich werde einen Weg finden, damit es funktioniert!"

Sie seufzte tief, holte ein Blatt Papier und setzte sich an den Tisch. Sie öffnete die lärmende Schachtel und begann zu zeichnen. Sie nahm die Buntstifte nacheinander heraus, aber sie hörten auch während des Zeichnens nicht auf zu streiten. Alle wollten miteinander konkurrieren und sagten: "Zeichne jetzt mit mir!" oder "Sie mag meine Farbe am liebsten!" Währenddessen arbeitete Liza still an ihrem ersten Bild und ignorierte die Streitereien der Bleistifte. Nur als Liza den schwarzen Bleistift in den Anspitzer stecken wollte, wurden sie etwas ruhiger.

"Auf keinen Fall! Ich kann auch so eine schöne Linie zeichnen, du brauchst mich nicht anzuspitzen!" - sagte der schwarze Bleistift.

"Okay, okay. Aber sei dann leiser!"

Und so plapperten die Bleistifte weiter, aber viel gedämpfter. Liza zeichnete unermüdlich stundenlang, dann nahm sie plötzlich das fertige Bild und zeigte es der jetzt müden und stillen Gruppe. Die Bleistifte kamen sofort zur Besinnung und beobachteten mit großen Augen und Bewunderung, wie Liza ihnen stolz ihre Schöpfung zeigte.

Sie sahen eine herrliche Landschaft, in der alle ihre Farben harmonisch zusammenflossen und etwas wahrhaft Schönes schufen. Der schwarz-weiße Stift schuf die Schatten und das Licht, das Zitronengelb und Orange die Sonnenstrahlen, das Rot und Rosa die Blumen, das Lila, Dunkelblau und Hellblau den Himmel, das Dunkel- und Hellgrün das Gras und das Braun die Erde und die Baumstämme.

Die Stifte verstanden, dass jeder einen Platz und eine Rolle im Bild hat und dass sie gemeinsam viel wertvoller sind. In jener Nacht stritten die Stifte nicht mehr, sondern schliefen stolz in der Holzbox ein, im Wissen, dass sie alle zu Lizas Meisterwerk beigetragen hatten.

Und so lebten sie glücklich und zufrieden, zeichneten jeden Tag neue und unterschiedliche Bilder, bis sie abgenutzt waren.